April 20, 2011

Die F.A.Z über das Jünger-Symposion 2011

Piloten im Auslegungsgeschwader.
Eine Tagung über Ernst Jünger korrigiert das Bild vom Autor als Kriegstreiber

Wer schreibt, verfasst stets ein Stück innerer Autobiographie. Besonders deutlich wird dies bei Autoren, die Tagebuch schreiben. Ernst Jünger führte nahezu achtzig Jahre lang ein Diarium, das ihm teils nur als zu bearbeitende Grundlage weiterer Aufzeichnungen diente, wie beispielsweise sein mehrfach revidiertes Erster-Weltkriegs-Epos "In Stahlgewittern" oder seine explizit als Tagebuch erschienenen Werke wie die "Strahlungen". Entsprechend ging es beim diesjährigen Symposion des "Freundeskreises der Brüder Ernst und Friedrich Georg Jünger" im oberschwäbischen Heiligkreuztal nahe bei Jüngers Wohnort Wilflingen um Krieg und Frieden im Werk des ehern Umstrittenen.

Der Historiker Alexander Demandt (Lindheim) verwies auf die Bedeutung des Krieges im Leben Ernst Jüngers, als er im Sinne seines Gewährsmannes, des antiken griechischen Geschichtsschreibers Thukydides, den Krieg einen gewalttätigen Lehrer nannte. Indem Demandt nachwies, wie gründlich Thukydides schon über den Gegensatz Recht und Macht und damit auch über die ethische Fragwürdigkeit der Herrschaft des Stärkeren nachgedacht hatte, bezeugte er nicht nur die Aktualität griechischen Rechtsdenkens, sondern warf auch einen Blick auf Jüngers Denkweg, der auch ein Leidensweg werden sollte.